Mittwoch, 27. März 2013

Florian Illies - 1913

Franz Kafka und sein Hochzeitsantrag:

Auszüge aus diesem Buch. (Quelle)
"[..] zu langem Zögern ist nicht mehr Zeit, wenigstens fühle ich das so, und deshalb frage ich also: Willst Du unter der obigen, leider nicht zu beseitigenden Voraussetzung [Kafka ist Hypochonder] überlegen, ob Du meine Frau werden willst? Willst du das?"

"[..] Nun bedenke, Felice, welche Veränderung durch eine Ehe mit uns vorginge. Ich würde meine meistens schreckliche Einsamkeit verlieren und Dich gewinnen, die ich über allen Menschen liebe. Du aber würdest Dein bisheriges Leben verlieren, in dem Du fast gänzlich zufrieden warst. Du würdest Berlin verlieren, das Bureau, das Dich freut, die Freundinnen, die kleinen Vergnügungen, die Aussicht, einen gesunden, lustigen, guten Mann zu heiraten, schöne, gesunde Kinder zu bekommen, nach denen Du dich, wenn Du es nur überlegst, geradezu sehnst. Anstelle dieses gar nicht abzuschätzenden Verlustes wurdest Du einen kranken, schwachen, ungeselligen, schweigsamen, traurigen, steifen, fast hoffnungslosen Menschen gewinnen."

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Fahrrad-Rad von Duchamp. (Quelle)

Marcel Duchamp und der beiläufigste Paradigmenwechsel der Kunstgeschichte:


"Kann man," so fragt er sich, "Werke schaffen, die keine Kunst-Werke sind?" Und dann tauchte im Herbst in seiner neuen Wohnung in der Rue Saint-Hippolyte in Paris plötzlich das Vorderrad eines Fahrrades auf, das er auf einen gewöhnlichen Küchenschemel montiert. Marcel Duchamp spricht darüber ganz beiläufig: "Es war etwas, das ich in meinem Zimmer haben wollte, wie man ein Feuer hat oder einen Bleistiftanspitzer, außer, dass es keinen Nutzeffekt hatte. Es ist ein angenehmes Gerät, angenehm aufgrund der Bewegungen, die es gab."

Laut Duchamp landete dieses Rad auf dem Müll. Heutzutage stehen allerdings mehrere Repliken in Museen. Denn das ist Kunst.

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Das Jahr des Elternmordes (bildlich gesprochen), Briefwechsel Egon Schiele und Schieles Mutter:

Mutter und Sohn Schiele.
(Quelle)
"Ich werde die Frucht sein die nach ihrer Verwesung noch ewige Lebewesen zurücklassen wird, also wie groß muß deine Freude darob sein, mich gebracht zu haben?"

"Das verwahrloste ärmste Grab birgt die Gebeine Deines Vaters, der für Dich Blut geschwitzt hätte. Wieviel Geld wirfst Du unnütz von Dir. Für alle und Alles hast Du Zeit, nur für deine arme Mutter nicht. Gott verzeih es Dir, ich kann es nicht."

"Liebe Mutter Schiele, wozu immer solche Briefe, die ohnehin in den Ofen kommen. Wenn Du etwas brauchst nächstens, so komme zu mir, ich komme nie mehr wieder. Egon."

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Rechercheur, Komponist und Verfasser F. Illies. (Quelle)
"Welt der Frau", Ausgabe 5:

"Das Abendkleid dieser Saison zeichnet sich durch luxuriöses Gepräge und phantastische Drapierungen aus, die auch der geschicktesten Schneiderin manch harte Nuss zu knacken geben." Mögliche Hüftbreiten: 116, 112, 108, 104, 100 und 96.

"Welt der Frau", Ausgabe 9:

"Mode für schlanke Damen. Sie haben es nicht immer leicht, die schmächtigen, überschlanken Evastöchter, sich gut und der Mode entsprechend anzuziehen. Da heißt es zu Kompromissen zu greifen und das, was die Natur versagt, durch geschickte, faltige Arrangements zu kaschieren." Schlankheit gilt 1913 noch als Schicksalsschlag.