Mittwoch, 12. September 2012

Michael Ende - Die Unendliche Geschichte

(Quelle)
Herrliches Buch.

Strotzt von fantastischen Ideen.

So angenehm zu lesen.

Es nimmt sich nie zu ernst, auch wenn es ernsthafte Themen behandelt.

Besitzt eine Menge liebenswürdiger Charaktere mit ausgefallenen aber genauso liebenswürdigen Namen fernab jeglicher Fantasy-Klischee-Namen.

Die Geschichte, welche erzählt wird, ist ab einem gewissen Punkt recht klassisch aufgebaut (Aufstieg, Fall und "Wiedergeburt").

Was aber zählt, ist, wie diese erzählt wird. Und das ist: geradlinig, nachvollziehbar, zur Identifikation anregend und vor allem ausgestattet mit den oben genannten fantastischen Ideen und Details.

Ende (Quelle).
Die Idee des Buchs der Unendlichen Geschichte, welches seine eigene Geschichte erzählt, ist einfach grandios. Und die Hinführung zu dieser Erkenntnis ist für mich der beste Teil des Buches. Das Ende hat auch nochmal einen einfach schönen Aha-Effekt, welcher dieses Buch perfekt abrundet.

Zusammengefasst: Geschichte zum Mitfiebern, emotional und intellektuell gleichermaßen anregend, aber nicht pathetisch oder aufgeblasen. Gleichzeitig von Kindern als auch von Erwachsenen zu lesen.

Kann dazu gar nicht mehr schreiben. Wird dem Buch sowieso nicht gerecht.




Samstag, 8. September 2012

Alben-Reviews - Mini-Edition - Folge 3


Und nun schon Folge 3 der Alben-Reviews. Heute eher auf der Retro-Schiene.


Led Zeppelin - I (Quelle)
Zuerst ein absoluter Klassiker. Led Zeppelin's Debütalbum "I" ist bald 45 Jahre alt (!), klingt aber frisch wie eh und je. Dies liegt vor allem auch an der superben Produktion. Gitarren, Bass und Drums sind kraftvoll und klar voneinander zu unterscheiden. Vor allem: Die Drums hauen rein! Nicht selbstverständlich damals. Meine Favoriten sind "Dazed & Confused" (heavy & donnernde Drums), "I Can't Quit You Babe" (astreiner Blues), "You Shook Me" (1A-Gesangsperformance) und "Communication Breakdown" (rockt wie Sau). Nichts, nie und nimmer, kommt aber an die emotionale Überzeugungskraft von "Babe I'm Gonna Leave You" heran. Dies ist der beste LZ-Song aller Zeiten. Vergeßt "Stairway To Heaven".

Neil Young - Chrome Dreams II
(Quelle)
Bleiben wir in den 70ern und halten gleichzeitig mal epochenunabhängig fest: Niemand mag "perfekte" Menschen. Das gilt auch und gerade für Neil Young, welchem die "unperfekte" Musik geradezu aus den Fingern fließt. Zusammen mit seiner hohen brüchigen Stimme und seiner Art, Gitarre zu spielen (unsauber, mit viel Feedback und ohne viel Technik, dafür mit umso mehr Brachialität im einen, Subtilität im anderen Augenblick) ist er einer der wenigen, die gut klingen, obwohl sie eigentlich scheiße klingen müssten. Eins seiner letzten Alben - "Chrome Dreams II" - fasst sein Repertoire sehr gut zusammen ("Beautiful Bluebird", "Ordinary People", "Shining Light"). Und warum klingt seine Stimme mit fast 70 noch wie damals, als er 25 war?

Pink Floyd - Wish You Were Here
(Quelle)
Zwei der schönsten Songs aller Zeiten besitzt "Wish You Were Here" von Pink Floyd. Zum einen "Shine On You Crazy Diamond", zum anderen "Wish You Were Here". Wer in den ersten 4 Minuten von SOYCD nicht in der Genialität des Gitarrensolos versinkt, muss wohl aus Stein sein. Und wer einmal den Text von "Wish You Were Here" gelesen, den astralen Gesang gehört und den gezupften akustischen Gitarrenklängen dieses Songs gelauscht hat, wird ihn nicht mehr vergessen. Dazwischen gibt es zwei Songs, welche auf ihre Weise auch überzeugen, aber aufgrund der eher gesellschaftskritischen Thematik nicht annähernd so tief ins Mark gehen wie die beiden oben genannten. Und das war's dann auch. Platten gingen ja nur knapp 40 Minuten. Mehr ist nicht. Muss aber auch nicht.

Radiohead - OK Computer (Quelle)
Knapp 20 Jahre später wurden Radiohead manchmal als "Pink Floyd der Gegenwart" bezeichnet. Typisch bescheuerter Musikkritiker-Vergleich. "OK Computer" von 1997 ist allerdings doch den wiederholten Hörvorgang wert, vor allem aufgrund seiner ersten Hälfte. Lässt man sich einmal auf die von vielen als deutlich zu weinerlich eingestufte Stimme von Thom Yorke ein, eröffnen sich so einige Songperlen. Diese sind das hochgrandiose "Subterranean Homesick Alien" und das ebenso meisterhafte "Karma Police". Auch "Paranoid Android" und "Exit Music" wissen zu gefallen. Genau wie "Lucky" und vor allem noch "The Tourist". Allerdings: Rocken können Radiohead irgendwie nicht.

Foo Fighters - The Colour And
The Shape (Quelle)
Im gleichen Jahr gab's "The Colour And The Shape" von den Foo Fighters. Mit deutlich zu vielen Songs. Aber wer "Everlong" auf dem Album hat, brauch sich darum nicht zu scheren. Die Mischung aus punkigem ("Enough Space"), balladigem ("February Stars") und rockigem ("Monkey Wrench") macht dieses Album zusammen mit seiner Unbekümmertheit (damals waren die FF noch keine Weltstars) zu einem meiner Lieblings-Alben dieser Band. Überhaupt: Man muss erstmal die Eier haben, ein Rock-Album mit einem Einschlafsong wie "Doll" einzuleiten. Außerdem hat Dave Grohl außerhalb der Metal-Shouter-Fraktion mal eine der besten Brüllstimmen aller Zeiten.

Donnerstag, 6. September 2012

Die Unendlichen Geschichten

Manchmal gibt es Bücher, die werden einem empfohlen. Sei es von Freunden, von Rezensenten oder vom eigenen Gefühl. Und wenn nun das eigene Gefühl zusammen mit Rezensenten dafür spricht, "Hundert Jahre Einsamkeit" von Gabriel García Márquez zu lesen, ist die Sachlage eigentlich klar.

Roman? Chronik! (Quelle)
Normalerweise sollte man sich natürlich von Floskeln wie "Weltliteratur" und "Klassiker" nicht blenden lassen, sowohl in die eine als auch in die andere Richtung. Aber hey! Das Cover sieht schön aus, der Name des Autoren geht einem wohlfeil von der Zunge, der Titel des Buches hat nichts mit einer Liebesschnulze zu tun und muss gerade deswegen genial sein. Hellhörig wird man, wenn man liest, dass es in diesem Buch um die Generationen überspannende Geschichte einer kolumbischen Familie geht, d.h. um Aufstieg und Fall. Kann schwerer Stoff sein, aber bei "Der Pate" hat es ja auch funktioniert. Garniere all das mit "Klassiker des magischen Realismus" und die Voraussetzungen für ein großartiges Lese-Erlebnis liegen einem zu Füßen.

Es ist da! Und es ist dick. Schwerer Stoff, ach ja genau. Die Leseposition wird eingenommen und die ersten Seiten gelesen. Hm, da passiert ja direkt auf den ersten Seiten eine Menge. Kaum ist man gedanklich im Urwald angekommen, werden die ersten Kinder geboren, passieren die ersten unerklärlichen Phänomene. Sehr gut. So mag ich meinen magischen Realismus.

Das Fuck-You von GGM an seine Leser.
(Quelle)
Hundert Seiten durch. Es sind schon eine Menge Kinder geboren worden. Manche sind schon wieder tot. Drei Generationen wuseln durch die Seiten. Alle heißen irgendwie gleich, weil diese Drecks-inzestuöse Sippe gerade einfältig genug ist, die Kinder "José" und "José Aureliano" und "Aureliano" und "José (der andere)" und "José (der junge)" zu nennen. Man ist ein wenig durcheinander. Und verwirrt. Warum gelingt es nicht, zu diesen Personen eine Beziehung aufzubauen? Liegt wohl daran, dass pro Seite etwa drei Monate Familiengeschichte abgehandelt werden. Ganz selten wird es detaillierter. Spannende Szenen wären im Überfluss vorhanden, aber verdammt, warum wird das alles so distanziert erzählt? Ist denn García Márquez im Nebenjob Chronist?

Zweihundert Seiten durch. Was begonnen wird, wird zu Ende gelesen. Es hat sich nicht viel verändert. Wie bin ich so weit gekommen? Sitzfleisch, die sporadischen magischer-Realismus-Szenen und Hoffnung. Hoffnung, dass erstmal die Vorgeschichte erzählt werden muss. Dann wird es spannend! Verdammt! Bitte!

Ende schreibt die "Unendliche
Geschichte". ROFLMAO! (Quelle)
Zweihundertunderste Seite! Fuck this shit! Tiefere Amazon-Recherche verhieß eh nichts gutes in Bezug auf meine Hoffnung.

Wie wohltuend ist da die echte "Unendliche Geschichte"! Eigentlich genau das Gegenteil. Zur Zeit (Hälfte gelesen) bin ich echt begeistert. Die Gründe dafür werden natürlich später dargelegt. Wenn dieses Buch sein Niveau auf voller Länge hält, bin ich echt geneigt zu sagen, dass die "Unendliche Geschichte" eins der besten Bücher aller Zeiten ist.

Aber da haben wir ja das Problem! Bücher sind halt Geschmackssache. Und 'ne Menge Leute haben ja "Unendliche Langeweile" äh "Hundert Jahre Einsamkeit" gelesen und für genial befunden. Es tut mir auch weh, dieses Buch nicht zu mögen. Denn eigentlich will ich das. Waren ja alle Voraussetzungen da. DAMMIT!