Samstag, 10. November 2012

Alben-Reviews - Mini-Edition - Folge 4


So, genug Stoff für einen neuen Musikpost hat sich nun angesammelt. Es war ja auch ein vielversprechender Herbst, der mit echten Perlen aufwartete. Zumindest vom Namen und der Erwartungshaltung her. Leider muss konstatiert werden

- dass qualitätsmäßig sichere Bänke sich nun doch recht morsch anhören (Neurosis)
- dass großspurigen Schreihälsen die Shouts im Halse stecken bleiben und (Stone Sour)
- dass selbst vollständig rekonvaleszente Drogenopfer Musik machten, die nach totalem Rückfall klingen (John Frusciante)

Insgesamt überwiegt also leider die Enttäuschung. Logischerweise gibt es aber auch gutes zu vermelden. Damit soll selbstverständlich angefangen werden.

Neil Young - Psychedelic Pill (Quelle)
Neil Young liefert mit "Psychedelic Pill" Album Numero 8463 ab. Alles klingt wie immer und das ist auch genau richtig so. Wer sonst würde ein Album mit einem 27-minütigen Song einläuten? Und dann später noch zwei 15-20-Minüter hinterherschieben? Voll mit seinem melodiösen brüchigen Gesang und ohrenbetäubenden Feedback-Gitarren. Neil Young ... da weiß man, was man hat. (Meistens)

Deftones - Koi No Yokan (Quelle)
Auch das neue Album der Deftones "Koi No Yokan" liefert mehr vom selben. Doch kaum eine Band beherrscht das Yin und Yang der Spannungs- und Gefühlsbögen so gut wie die Deftones. Brachiale Rocknummern münden in hypnotische Midtemposongs, welche Platz machen für äußerst melancholische Balladen (natürlich versetzt mit den obligatorischen Gefühlsausbrüchen). Ganz einfach große Kunst, was uns die Kalifornier da vorsetzen.

Soundgarden - King Animal (Quelle)
"Das Beste erhoffen, das Schlimmste befürchten" war der Leitspruch bzgl. des neuen Soundgarden-Albums "King Animal". Nun, wie es sich für eine der ersten Indie-Bands (ja, das war früher Indie!) gehört, halten die sich nicht dran und machen ihr eigenes Ding. Will heißen, das Album ist nicht so ganz Fisch und nicht so ganz Fleisch. Eher so ein Mischmasch aus Pute (es gibt ein paar ganz originelle Songs, ein paar gute Rocker und die Produktion ist ausgezeichnet) und Tofu (es ist halt alles nicht so das "Wahre" bzw. man hat sich wohl insgeheim was noch besseres erwartet). Schmeckt schon ganz passabel, aber so ein Rindernackensteak ist dann doch eine ganz andere Liga. Trotzdem toll, mal wieder Chris Cornell's Stimme zu hören.

Placebo - B3 (Quelle)
Nicht unerwähnt soll auch noch "B3" von Placebo bleiben. Joar, kann man zum Großteil hören. Vermisse nur die tiefen Ultra-Hirsch-Röhr-Shouts von früher (vom ersten Sänger) und natürlich fehlen aber voll auch noch die geilen Triangel-Melodien. Ansonsten geht das schon klar.

So, nun zu den Enttäuschungen. Das ganze ein wenig ausführlicher.

Neurosis - Honor Found In Decay (Quelle)
Neurosis sind immer noch Großmeister des Atmosphäre- und Spannungsaufbaus und die drei megafetten Brüllstimmen der Sänger haben trotz vielfacher Beanspruchung nicht gelitten (und das, obwohl einer der drei Grundschullehrer ist... hm, vllt kann er auch deshalb so gut schreien). Aber auf "Honor Found In Decay"  fehlen meines Erachtens nach die neuen kreativen Ideen, die Parts, von denen man nie dachte, dass sie kommen und die Melodien, die einfach, aber wirkungsvoll sind. Ja, es gibt zwei, drei richtig gute Songs auf dem Album. Aber auch bei denen kann man meist vorhersagen, wann die lauten Gitarren einsetzen und wann der ruhige Break einsetzt. Hätte nie gedacht, dass ich so etwas mal über ein Neurosis-Album schreiben würde, damn.

Stone Sour - Hoise Of Gold & Bones Part I (Quelle)
Von Stone Sour bin ich echt ein wenig enttäuscht. Was haben die sich das Maul zerrissen, dass "House Of Gold And Bones" (Part I) (!) ein Mix aus "The Wall" von Pink Floyd und "Dirt" von Alice In Chains wird. Ein Konzeptalbum megalomanischen Ausmaßes. Die ersten veröffentlichten Tracks stimmten positiv. Gute Produktion und sehr sehr ordentliche Rocker, gesungen von einem stimmlich deutlich gereiften Corey Taylor. Dummerweise waren diese drei, vier Tracks die wirklich guten Songs. Gerade die "gefühlvollen" Lieder, welche auf einem Konzeptalbum zwangsläufig auftauchen müssen, sind dermaßen verkitscht und triefen vor Pathos, dass es echt nicht mehr lustig ist. Würg. Und das ist eben der Unterschied zu "The Wall". Dieses Album hatte gute Rocker UND gute Balladen.

John Frusciante - PBX Funicular Intaglio Zone (Quelle)
Zu John Frusciante ist kaum was zu sagen. Musikalisch ausgeflippt war er schon immer und das vorherige Album ist trotz Freak-Faktor eins der besseren der letzten Jahre. Aber was auf "PBX Funicular Intaglio Zone" zu hören ist, sprengt jeglichen Rahmen. Das klingt nach LSD-Trip mit XTC-Einwurf alle zwanzig Sekunden. Und währenddessen schlägt dir jemand mit nem Vorschlaghammer auf den Hinterkopf, bohrt dir ein Loch in den Rücken und rasiert dir mit einer Kettensäge die Beine ab. Jetzt hab ich doch was gesagt *augenroll*

Montag, 15. Oktober 2012

Salman Rushdie - Grimus

Keine satanischen Verse! Ich schwör!
(Quelle)

Who wants to live forever? Fragte ja schon Seine Majestät Freddy Mercury vor 30 Jahren. Dieses verlockende Angebot macht jedenfalls Grimus, ein anscheinend allmächtiger Mensch, bestimmten von ihm ausgewählten Menschen. Stimmen Sie zu, werden sie danach Teil einer Gemeinschaft von Unsterblichen auf einer von ihm geschaffenen Insel. Doch Grimus ist nicht der allmächtige und gutmütige Herrscher, der er scheint. Gleichzeitig begleiten wir die Hauptperson des Buches, den unsterblichen Indianer Flapping Eagle. Er kommt auf der Insel an, um seine verschwundene Schwester zu suchen und um Sinn in seinem vormals ziel- und aufregungslosen Leben zu finden. Er lernt den Effekt, den Grimus auf die Bürger der Insel hat, kennen und ist hin- und hergerissen zwischen dem scheinbar komfortablen Leben in der Gemeinschaft und seinen Zweifeln an Grimus.

Ein Buch voller Widersprüche. Schon allein der Fakt, dass es mir schwer fiel, den Inhalt des Buches irgendwie sinngerecht in wenige Sätze zu verpacken, zeigt, dass es ungemein viele Ideen beherbergt. Das heißt aber gleichzeitig nicht, dass "Grimus" ein schwer zu lesendes oder intellektuell aufgeblähtes Buch ist. Ganz im Gegenteil, die wenigen Stellen, in welchen philosophiert und wild assoziiert wird, kratzen eher an der Oberfläche. Dies ist im Prinzip für das gesamte Buch zu konstatieren. Zaghafte Ansätze von Scherzen, mal hier und da ein Satz, welcher schockierend sein soll... "Grimus" ist ein light-weight-Fantasy-Buch. Leicht und locker zu lesen, mit einer sympathischen Hauptfigur, interessanten Verwebungen von östlichen und westlichen Mythologien und recht holzschnittartigen Charakteren.

Aber etwas satanisches hat er schon an sich! Augenbrauen!
(Quelle)
Empfehlen kann ich es trotzdem oder gerade deswegen. Zum Nachdenken regt es nicht gerade an, dafür sind zu viele ziellose Gedankenstränge geknüpft worden, aber zum Staunen brachte es mich dennoch. Dies aufgrund der erfrischenden Mixtur von alten und neuen Ideen, westlichen und östlichen Einflüssen und Oberflächlichkeit und (scheinbarer) Tiefe. Es ist übrigens das Erstlingswerk von Salman Rushdie und dafür ist es ganz nett. Das trifft es wohl am besten. Ganz nett.

Mittwoch, 12. September 2012

Michael Ende - Die Unendliche Geschichte

(Quelle)
Herrliches Buch.

Strotzt von fantastischen Ideen.

So angenehm zu lesen.

Es nimmt sich nie zu ernst, auch wenn es ernsthafte Themen behandelt.

Besitzt eine Menge liebenswürdiger Charaktere mit ausgefallenen aber genauso liebenswürdigen Namen fernab jeglicher Fantasy-Klischee-Namen.

Die Geschichte, welche erzählt wird, ist ab einem gewissen Punkt recht klassisch aufgebaut (Aufstieg, Fall und "Wiedergeburt").

Was aber zählt, ist, wie diese erzählt wird. Und das ist: geradlinig, nachvollziehbar, zur Identifikation anregend und vor allem ausgestattet mit den oben genannten fantastischen Ideen und Details.

Ende (Quelle).
Die Idee des Buchs der Unendlichen Geschichte, welches seine eigene Geschichte erzählt, ist einfach grandios. Und die Hinführung zu dieser Erkenntnis ist für mich der beste Teil des Buches. Das Ende hat auch nochmal einen einfach schönen Aha-Effekt, welcher dieses Buch perfekt abrundet.

Zusammengefasst: Geschichte zum Mitfiebern, emotional und intellektuell gleichermaßen anregend, aber nicht pathetisch oder aufgeblasen. Gleichzeitig von Kindern als auch von Erwachsenen zu lesen.

Kann dazu gar nicht mehr schreiben. Wird dem Buch sowieso nicht gerecht.




Samstag, 8. September 2012

Alben-Reviews - Mini-Edition - Folge 3


Und nun schon Folge 3 der Alben-Reviews. Heute eher auf der Retro-Schiene.


Led Zeppelin - I (Quelle)
Zuerst ein absoluter Klassiker. Led Zeppelin's Debütalbum "I" ist bald 45 Jahre alt (!), klingt aber frisch wie eh und je. Dies liegt vor allem auch an der superben Produktion. Gitarren, Bass und Drums sind kraftvoll und klar voneinander zu unterscheiden. Vor allem: Die Drums hauen rein! Nicht selbstverständlich damals. Meine Favoriten sind "Dazed & Confused" (heavy & donnernde Drums), "I Can't Quit You Babe" (astreiner Blues), "You Shook Me" (1A-Gesangsperformance) und "Communication Breakdown" (rockt wie Sau). Nichts, nie und nimmer, kommt aber an die emotionale Überzeugungskraft von "Babe I'm Gonna Leave You" heran. Dies ist der beste LZ-Song aller Zeiten. Vergeßt "Stairway To Heaven".

Neil Young - Chrome Dreams II
(Quelle)
Bleiben wir in den 70ern und halten gleichzeitig mal epochenunabhängig fest: Niemand mag "perfekte" Menschen. Das gilt auch und gerade für Neil Young, welchem die "unperfekte" Musik geradezu aus den Fingern fließt. Zusammen mit seiner hohen brüchigen Stimme und seiner Art, Gitarre zu spielen (unsauber, mit viel Feedback und ohne viel Technik, dafür mit umso mehr Brachialität im einen, Subtilität im anderen Augenblick) ist er einer der wenigen, die gut klingen, obwohl sie eigentlich scheiße klingen müssten. Eins seiner letzten Alben - "Chrome Dreams II" - fasst sein Repertoire sehr gut zusammen ("Beautiful Bluebird", "Ordinary People", "Shining Light"). Und warum klingt seine Stimme mit fast 70 noch wie damals, als er 25 war?

Pink Floyd - Wish You Were Here
(Quelle)
Zwei der schönsten Songs aller Zeiten besitzt "Wish You Were Here" von Pink Floyd. Zum einen "Shine On You Crazy Diamond", zum anderen "Wish You Were Here". Wer in den ersten 4 Minuten von SOYCD nicht in der Genialität des Gitarrensolos versinkt, muss wohl aus Stein sein. Und wer einmal den Text von "Wish You Were Here" gelesen, den astralen Gesang gehört und den gezupften akustischen Gitarrenklängen dieses Songs gelauscht hat, wird ihn nicht mehr vergessen. Dazwischen gibt es zwei Songs, welche auf ihre Weise auch überzeugen, aber aufgrund der eher gesellschaftskritischen Thematik nicht annähernd so tief ins Mark gehen wie die beiden oben genannten. Und das war's dann auch. Platten gingen ja nur knapp 40 Minuten. Mehr ist nicht. Muss aber auch nicht.

Radiohead - OK Computer (Quelle)
Knapp 20 Jahre später wurden Radiohead manchmal als "Pink Floyd der Gegenwart" bezeichnet. Typisch bescheuerter Musikkritiker-Vergleich. "OK Computer" von 1997 ist allerdings doch den wiederholten Hörvorgang wert, vor allem aufgrund seiner ersten Hälfte. Lässt man sich einmal auf die von vielen als deutlich zu weinerlich eingestufte Stimme von Thom Yorke ein, eröffnen sich so einige Songperlen. Diese sind das hochgrandiose "Subterranean Homesick Alien" und das ebenso meisterhafte "Karma Police". Auch "Paranoid Android" und "Exit Music" wissen zu gefallen. Genau wie "Lucky" und vor allem noch "The Tourist". Allerdings: Rocken können Radiohead irgendwie nicht.

Foo Fighters - The Colour And
The Shape (Quelle)
Im gleichen Jahr gab's "The Colour And The Shape" von den Foo Fighters. Mit deutlich zu vielen Songs. Aber wer "Everlong" auf dem Album hat, brauch sich darum nicht zu scheren. Die Mischung aus punkigem ("Enough Space"), balladigem ("February Stars") und rockigem ("Monkey Wrench") macht dieses Album zusammen mit seiner Unbekümmertheit (damals waren die FF noch keine Weltstars) zu einem meiner Lieblings-Alben dieser Band. Überhaupt: Man muss erstmal die Eier haben, ein Rock-Album mit einem Einschlafsong wie "Doll" einzuleiten. Außerdem hat Dave Grohl außerhalb der Metal-Shouter-Fraktion mal eine der besten Brüllstimmen aller Zeiten.

Donnerstag, 6. September 2012

Die Unendlichen Geschichten

Manchmal gibt es Bücher, die werden einem empfohlen. Sei es von Freunden, von Rezensenten oder vom eigenen Gefühl. Und wenn nun das eigene Gefühl zusammen mit Rezensenten dafür spricht, "Hundert Jahre Einsamkeit" von Gabriel García Márquez zu lesen, ist die Sachlage eigentlich klar.

Roman? Chronik! (Quelle)
Normalerweise sollte man sich natürlich von Floskeln wie "Weltliteratur" und "Klassiker" nicht blenden lassen, sowohl in die eine als auch in die andere Richtung. Aber hey! Das Cover sieht schön aus, der Name des Autoren geht einem wohlfeil von der Zunge, der Titel des Buches hat nichts mit einer Liebesschnulze zu tun und muss gerade deswegen genial sein. Hellhörig wird man, wenn man liest, dass es in diesem Buch um die Generationen überspannende Geschichte einer kolumbischen Familie geht, d.h. um Aufstieg und Fall. Kann schwerer Stoff sein, aber bei "Der Pate" hat es ja auch funktioniert. Garniere all das mit "Klassiker des magischen Realismus" und die Voraussetzungen für ein großartiges Lese-Erlebnis liegen einem zu Füßen.

Es ist da! Und es ist dick. Schwerer Stoff, ach ja genau. Die Leseposition wird eingenommen und die ersten Seiten gelesen. Hm, da passiert ja direkt auf den ersten Seiten eine Menge. Kaum ist man gedanklich im Urwald angekommen, werden die ersten Kinder geboren, passieren die ersten unerklärlichen Phänomene. Sehr gut. So mag ich meinen magischen Realismus.

Das Fuck-You von GGM an seine Leser.
(Quelle)
Hundert Seiten durch. Es sind schon eine Menge Kinder geboren worden. Manche sind schon wieder tot. Drei Generationen wuseln durch die Seiten. Alle heißen irgendwie gleich, weil diese Drecks-inzestuöse Sippe gerade einfältig genug ist, die Kinder "José" und "José Aureliano" und "Aureliano" und "José (der andere)" und "José (der junge)" zu nennen. Man ist ein wenig durcheinander. Und verwirrt. Warum gelingt es nicht, zu diesen Personen eine Beziehung aufzubauen? Liegt wohl daran, dass pro Seite etwa drei Monate Familiengeschichte abgehandelt werden. Ganz selten wird es detaillierter. Spannende Szenen wären im Überfluss vorhanden, aber verdammt, warum wird das alles so distanziert erzählt? Ist denn García Márquez im Nebenjob Chronist?

Zweihundert Seiten durch. Was begonnen wird, wird zu Ende gelesen. Es hat sich nicht viel verändert. Wie bin ich so weit gekommen? Sitzfleisch, die sporadischen magischer-Realismus-Szenen und Hoffnung. Hoffnung, dass erstmal die Vorgeschichte erzählt werden muss. Dann wird es spannend! Verdammt! Bitte!

Ende schreibt die "Unendliche
Geschichte". ROFLMAO! (Quelle)
Zweihundertunderste Seite! Fuck this shit! Tiefere Amazon-Recherche verhieß eh nichts gutes in Bezug auf meine Hoffnung.

Wie wohltuend ist da die echte "Unendliche Geschichte"! Eigentlich genau das Gegenteil. Zur Zeit (Hälfte gelesen) bin ich echt begeistert. Die Gründe dafür werden natürlich später dargelegt. Wenn dieses Buch sein Niveau auf voller Länge hält, bin ich echt geneigt zu sagen, dass die "Unendliche Geschichte" eins der besten Bücher aller Zeiten ist.

Aber da haben wir ja das Problem! Bücher sind halt Geschmackssache. Und 'ne Menge Leute haben ja "Unendliche Langeweile" äh "Hundert Jahre Einsamkeit" gelesen und für genial befunden. Es tut mir auch weh, dieses Buch nicht zu mögen. Denn eigentlich will ich das. Waren ja alle Voraussetzungen da. DAMMIT!

Montag, 20. August 2012

Alben-Reviews - Mini-Edition - Folge 2

Folge 2 der Alben-Reviews. Dieses Mal mit einem schönen Genre-Mix.


Baroness - Yellow & Green (Quelle)
Everybody's Darling in der Hard-Rock/Metal-Szene sind derzeit Baroness. "Yellow & Green" bezieht seinen Namen aus der Marotte der Band, jedes Album nach einer Farbe zu benennen. Und dieses Mal sprossen die Ideen wohl wie nie zuvor, ergo zwei Alben. Wie ist nun das Album? Naja, es ist gut, sehr gut sogar. Aber die "Zukunft des Metals" (laut Spiegel) sind sie damit noch nicht. Die Produktion ist ausgezeichnet und die instrumentelle & klangtechnische Vielfalt sucht auf jeden Fall ihresgleichen. Doch das Fleisch eines jeden Albums sind nun mal die Songs. Fast alle sind im leicht erträglichen 3-5-Minuten-Bereich und es gibt Glanzstücke wie "Take My Bones Away", "March To The Sea", "Eula" und "Back Where I Belong". Es gibt aber auch belanglose Songs, deren Namen mir logischerweise entfallen sind. Insgesamt punktet das Album jedoch mit Abwechslungsreichtum und (in der Mehrzahl) gut gemachten Songs.

Chemical Brothers - Don' Think
(Quelle)
Schon etwas länger auf dem Markt (Anfang 2012) ist "Don't Think" von den Chemical Brothers. Die haben ihre Live-Show der vergangenen Jahre auf einen Silberling gebannt und bieten so einen schönen Überblick über die drei letzten Alben (+ Hits). Alle Songs gehen wie üblich ineinander über und werden zusammen mit einer guten Anlage zu einer Klangwaffe, welche Erdbeben auslösen könnte. Ich mag "Don't Think" aber vor allem auch deswegen sehr gerne, weil mir das letzte Studioalbum der Chemikanten-Brüder mit seinen langen Klangcollagen ausgenommen gut gefallen hat. Diese kommen auch live kraftvoll. Natürlich sind bei der klanglichen Darbietungen keine großen Überraschungen zu erwarten und die visuellen Effekte sind auf CD naturgemäß sehr schwer zu transportieren. Aber allein der MG-ähnliche Soundeffekt auf "Don't Think / Out Of Control / Setting Sun" und die immer höher und schriller werdende Sirene bei "Believe" bringen die Megalomanie und Grandiosität eines CB-Live-Konzerts sehr gut rüber.

Bohren und der Club of Gore - Beileid (Quelle)
Im Kampf um den Preis für die Band mit dem bescheuertesten Namen führt nie ein Weg an "Bohren und der Club of Gore" vorbei. Diese haben letztes Jahr eine kleine EP namens "Beileid" veröffentlicht, welche aus drei Stücken besteht und von ihnen selbst als "Doom Jazz" klassifiziert wird. Man muss es eigentlich gehört haben, um sich einen Reim drauf zu machen. Fast immer instrumental, liefern Bohren ultralangsame Ambient-ähnliche Musik ab, die schon viele Leute an die Musikstücke in "Twin Peaks" erinnert hat. Da auch das kaum jemandem was sagen wird, bleibt eigentlich nur zu sagen, dass Bohren einzigartig wie kaum eine andere Band sind und einen derartigen Status in der Musikwelt haben, dass das erste Stück mit Gesang Mike Patton von Faith No More vorbehalten blieb.

Bloodhound Gang - Hooray For Boobies
(Quelle)
Ein ähnliches Niveau mit noch höherem Anspruch erreicht ja bekanntermaßen die Bloodhound Gang. 1999 erschien "Hooray For Boobies" mit der schrecklich nervenden Single "The Bad Touch". Entsprechend schnell vergessen war das Album dann auch. Aber eine Begebenheit bei "Rock Im Park" rief mir diese Platte wieder zurück ins Gedächtnis und ich traute mich, abermals reinzuhören. Es ist immer noch eine ganze Menge Schund zu hören. Nicht lyrisch, sondern musikalisch. Den Bloodhound-Gang-Fan, welcher die Band aufgrund ihrer literarisch wertvollen Ergüsse schätzt, will ich sehen. Aber nichtsdestotrotz sind drei, vier Perlen der Nu-Metal-Zeit zu finden, welche guter Laune ganz sicher nicht abträglich sind. Als da wären: "I Hope You Die", "Mope" (supergeil!) und "Yummy Down On This" (supergeil!). Bei mir ist noch "Along Comes Mary" auf dem Album. Vier! Reicht aber auch. Man muss ja nicht alles toll finden. Nur das tolle.

Ratatat - LP4 (Quelle)
Auch perfekt zum nicht ganz so schläfrigen Chillen ist "LP4" von Ratatat geeignet. Ratatat verbinden reichlich Elektro-Schnick-Schnack mit grotesk verzerrten Gitarrenlinien, Drums und verträumten Beats. Ich denke zumindest bei den Songs meist an Sommer, Sonne, grüne Wiesen und gute Laune. Insgesamt ist die Musik relativ lightweight, wie die Bodybuilder unter uns sagen. Aber gerade deshalb ist sie zum Ausspannen so gut geeignet. Und auch hier gilt wieder: Einen Eindruck gewinnt man nur, indem man einen Druck (harhar) auf die Maustaste betätigt. Und zwar auf diese Links im nächsten Satz. Ja, ich muß die Seite vollbekommen. Deswegen kommen die Links gleich. Die Songs, die ich verlinke sind folgende: "Neckbrace" und "Drugs".

Samstag, 11. August 2012

Der Hexer (Romane und PC-Spiele)

Eitelkeit: "Booaaar, wat 'ne coole Sau is' denn der Geralt?"

Verstand: "Wie bitte? Wer ist denn Geralt? Kennst du den aus deinem Proletentreff äh deiner Muckibude?"

Wo guckt Geralt wieder hin? Die alte Sau! (Quelle)
Eitelkeit: "Da sind nicht nur Proleten!"

Avalanche: "Lass stecken, du wirst gerade mal schön getrollt. - Der Geralt ist doch der monsterschlachtende, weißhaarige Mutant, der gerne mal das Leben genießt und auch als 'Der Hexer' bekannt ist. Aus der Romanreihe und den PC-Spielen."

Verstand: "Aha, Monster werden geschlachtet. Das nenne ich mal eine originelle Basis für Fantasy-Romane. Und Feen rettet er aus Türmen, nehme ich an."

Avalanche: "Kann auch passieren. Er hat's mit Elfen und Königen zu tun, verliebt sich in eine mächtige Zauberin und hat Zwerge und einen Barden als Freund..."

Verstand: "Laaaaaannnnnngggwwwwweeeeeiiiiiilllllliiiiiigggggg!"

Eitelkeit: "Fresse! Geralt is' mal supercool und das is' alles gar nicht so klischeebehaftet, wie du vielleicht meinst."

Avalanche: "Was mein Kumpel hier meint, ist wohl folgendes: Obwohl bei "Der Hexer" die typischen Elemente der Fantasy-Romane vorkommen, liest sich diese Welt doch sehr eigen."
Erstes Buch der Reihe. (Quelle)

Verstand: "Elaboriere!"

Avalanche: "Na zum Beispiel gibt es auf der einen Seite diese klassischen Rollen. Aber auf der anderen Seite ist Geralt das Produkt einer Genmutation - nicht sehr mittelalterlich. Diese hat übrigens nicht nur zu seinen geschärften Sinnen, sondern aufgrund der bekannten Fehleranfälligkeit von Biotechnik ;-) auch zum völligen Pigmentverlust in seinen Haaren geführt."

Eitelkeit: "Und er is' abgebrüht und - hab ich das schon mal gesagt? - supercool. Fluchen, Trinken, Rumhuren... Das ist der Hexer."

Verstand (mit gütigem Lächeln): "Aha, dann bist du aber einfach zufriedenzustellen."

Avalanche: "Jedem das seine, sagte schon ... wer war das noch? Hab ich jetz' vergessen und ist ja auch nicht so wichtig. Aber auch für den intellektuell anspruchsvollen Leser gibt es in der Romanreihe Stoff. Weltliche Probleme wie Rassismus, Ausbeutung und zweifelhafte (organisierte) Religion werden behandelt."

Verstand: "Was du nicht sagst."

Autor. Kein Kommentar. (Quelle)
Avalanche: "Amüsant auch, wie bekannte Märchenmotive wie Rapunzel und Rumpelstilzchen in die Geschichten integriert werden. 'Dann gab es mal so eine Mode, dass man Frauen in Türme eingesperrt hat und sich es dann die jugendlich ungestümen Prinzen zur Aufgabe gemacht haben diese zu retten.'"

Verstand: "Hmm. Mal sehen."

Avalanche: "Eigentlich ist die ganze Welt so makelbehaftet wie Geralt. Kaum gibt es mal Personen bzw. Wesen, die weiß oder schwarz sind. Sind alle in einer Vielzahl von Grautönen gehalten. Dreckige Grautöne, um es genau zu sagen."

Verstand: "Okay. Aber ich muss jetzt erstmal das Gesamtwerk von Adorno beenden. Dann vielleicht..."

Avalanche: "Trau dich. Manchmal kann man seine gerne gepflegten Vorurteile ja auch mal kurz beiseite schieben."

Verstand & Eitelkeit: "Echt?"

Avalanche: "Nee, war nur 'n Scherz. Wo denkt ihr hin?"